Wie, womit und warum Kundinnen und Kunden bezahlen, verändert sich. Wer im Handel mithalten will, muss die Trends kennen.
Die Entscheidung, wie an der Kasse gezahlt wird, fällt oft in Sekunden – doch für den Handel hat sie strategisches Gewicht. Laut der aktuellen Zahlungsstudie des Kölner EHI-Instituts vom Mai 2025 wurden 63,5 Prozent des Einzelhandelsumsatzes im Jahr 2024 mit Karten generiert. Bargeld lag bei 33,8 Prozent, obwohl es bei der Anzahl der Transaktionen weiterhin mit 54,6 Prozent dominiert.
„Nur noch ein gutes Drittel des Einzelhandelsumsatzes von 495 Milliarden Euro wird mit Bargeld erzielt“, erklärt Horst Rüter, Leiter des Forschungsbereichs Payment und Autor der EHI-Studie „Zahlungssysteme im Einzelhandel 2025“, „aber gemessen an der Zahl der Transaktionen bleibt Bargeld vorerst noch die beliebteste Zahlart.“
Innerhalb der Kartenzahlungen bleibt die Girocard mit 41,5 Prozent Marktführer im stationären Einzelhandel. Internationale Debitkarten (Visa Debit, Debit Mastercard) verzeichnen ein signifikant starkes Wachstum von 2,8 Prozentpunkten auf nun 6,9 Prozent Umsatzanteil. Zusammen machen Kreditkarten und internationale Debitkarten wie Visa Debit, sogenannte „New Debits“, nun bereits 15,2 Prozent des stationären Einzelhandelsumsatzes aus. Für den Einzelhandel sind internationale Debitkarten allerdings rund drei- bis viermal teurer als die Girocard.
Anteile Mobile Payment
Mehr als 44 Prozent der Einkäufe bezahlt die Kundschaft laut EHI mittlerweile mit Karte – entweder direkt mit einer physischen Karte oder als digitale Variante im Smartphone hinterlegt. In nur fünf Jahren hat sich der Anteil damit verdoppelt. 5,7 Prozent aller Bezahlvorgänge im stationären Einzelhandel sind mittlerweile mobil – zum Beispiel mit Apple Pay oder Google Pay. Das ist eine signifikante Steigerung, sind es doch bereits 12,9 Prozent aller unbaren Bezahlvorgänge. Im Vorjahr waren es noch 7,5 Prozent.
Die komfortable Bargeldauszahlung via Girocard an den Kassen des Einzelhandels legt weiter zu. 13,57 Milliarden Euro haben sich Kundinnen und Kunden auszahlen lassen. Die Bargeldausgabe ist für den Einzelhandel allerdings gebührenpflichtig und hat ihn im letzten Jahr rund 19 Millionen Euro gekostet.
Mehr Investitionen in neue Terminals
Nach drei Jahren Rückläufigkeit steigt die Investitionsbereitschaft des Handels in die Payment-Infrastruktur erstmals wieder deutlich an. Im Vordergrund stehen modernere Zahlungsterminals und Mobilitätslösungen. Das zeigt sich auch bei der immer weiter fortschreitenden Umstellung von physischen zu digitalen Loyalty-Systemen, bei denen die Kunden-App die Kundenkarte ersetzt. Außerdem geht es darum, den Anforderungen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes gerecht zu werden, nach dem alle Menschen mit Behinderung einen adäquaten und diskriminierungsfreien Zugang zum bargeldlosen Bezahlen ermöglicht wird.
Die Investitionen nehmen auch zu, weil die Kundinnen und Kunden es erwarten. Eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom aus dem März 2025 ergab: 71 Prozent wünschen sich die Möglichkeit, immer und überall bargeldlos zahlen zu können. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 61 Prozent. Besonders die Generationen unter 30 fordern laut Bitkom einfache, schnelle Zahlungssysteme – kontaktlos, mobil, ohne Umstände. 98 Prozent der Deutschen haben bereits kontaktlos bezahlt, 41 Prozent tun das täglich.
Bargeldlos überall?
Eine Studie von YouGov aus dem März unterstützt diese Ergebnisse. Vor allem im Restaurant, aber auch im Supermarkt und Einzelhandel, wünschen sich viele die Möglichkeit, bargeldlos zu bezahlen. Lediglich neun Prozent der Befragten lehnt bargeldloses Bezahlen komplett ab (siehe Grafik).
Die Frage nach der Möglichkeit bargeldlosen Bezahlens ist eine Frage der Generationen: Die Jüngeren sind häufiger dafür als die Älteren. Die YouGov-Zahlen zeigen, dass die jüngsten unter den Befragten, die 18- bis 24-Jährigen, ausnahmslos bei allen abgefragten Orten am häufigsten angeben, dass sie die Möglichkeit des bargeldlosen Zahlens dort wichtig finden.
Die ältesten von YouGov Befragten, diejenigen ab 55 Jahren, sagten bei fast allen abgefragten Orten am seltensten, dass sie bargeldloses Zahlen dort wichtig finden. Aber eben nur fast: Bargeldloses Bezahlen in Supermärkten und Discountern wünschen sich auch 64 Prozent der Über-55-Jährigen.
Investitionen jenseits der Ladenkasse
Für den Handel könnten demnächst auch die Investitionen jenseits von modernen Zahlungsterminals zunehmen. In der erwähnten Bitkom-Studie aus dem März sagten 44 Prozent der Deutschen, dass automatische Bezahlen beim Verlassen des Geschäfts den stationären Handel für sie attraktiver machen würden.
„Solche Systeme, bei denen ohne einen extra Vorgang an der Kasse bezahlt wird, werden auch in Deutschland zunehmend erprobt“, sagt Nastassja Hofmann, Referentin für Digitale Transformation beim Bitkom. „Generell sollte das Bezahlen vor Ort so schnell und komfortabel möglich sein wie online – jeder Laden sollte deshalb auch mindestens eine digitale Bezahlmöglichkeit anbieten.“
Um den stationären Handel attraktiver zu machen, liegen vor dem digitalen Bezahlen aber noch Services, die Online- und Offline-Handel verbinden: Knapp drei Viertel (74 Prozent) der Internetnutzerinnen und -nutzer wollen Produkte vorab online reservieren, um Wartezeiten im Laden zu minimieren, 73 Prozent wollen vorab Online-Informationen über das aktuelle Produktangebot vor Ort abrufen können. 68 Prozent wünschen sich automatisierte Abholstationen für Online-Bestellungen. 57 Prozent wünschen sich digital abrufbare Produktbewertungen oder Kundenrezensionen, 49 Prozent digitale abrufbare Produktinformationen, zum Beispiel über QR-Codes.
„Es geht vermehrt darum, den Einkauf vor Ort nicht nur genauso komfortabel zu gestalten, sondern zum Erlebnis zu machen. Digitale Technologien sind daher ein wichtiger Schlüssel, um den Handel zukunftsfähig zu halten und den Kundenwunsch nach hybridem Einkaufen zu erfüllen“, so Hofmann.
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