Die Unternehmensnachfolge ist ein komplexer Prozess, der frühzeitig geplant und professionell begleitet werden sollte. Die Sparkasse steht dabei als verlässlicher Partner zur Seite – von der ersten Beratung bis zur erfolgreichen Übergabe.
Laut dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn stehen bis 2026 jährlich rund 38.000 Unternehmensübergaben an. Besonders betroffen sind Familienunternehmen, bei denen jährlich in rund 30.000 Fällen eine Übergabe notwendig wird. Die Gründe sind vielfältig und reichen vom altersbedingten Rückzug über Krankheit oder Unfall bis hin zur persönlichen Neuorientierung oder Veränderungen im Marktumfeld.
Wie dramatisch die Lage ist, bestätigt ein Blick in den DIHK-Bericht zur Unternehmensnachfolge 2024: Von den 8276 von den Industrie- und Handelskammern 2023 zur Nachfolge beratenen Unternehmen erwogen 2317, also 28 Prozent, ihren Betrieb zu schließen. Als Hauptgrund gaben 96 Prozent der IHKs an, dass die Unternehmen keine Nachfolge finden (siehe Grafik). Für mittlerweile 59 Prozent der IHKs spielt die Unsicherheit über die wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens eine große Rolle.

Frühzeitige Planung ist entscheidend
Umso wichtiger ist es, das Thema schon früh anzugehen. Mindestens drei Jahre, im Idealfall fünf bis zehn Jahre vor dem geplanten Übergabezeitpunkt sollte nach Ansicht der Sparkassen die Planung starten. So bleibt ausreichend Zeit, um geeignete Nachfolger zu finden, rechtliche und steuerliche Aspekte zu klären und das Unternehmen optimal auf die Übergabe vorzubereiten. Viele Unternehmer fangen allerdings zu spät mit der Suche an, denn die Nachfolge ist oft nicht nur finanziell, sondern auch emotional anspruchsvoll.
Je nach individueller Situation gibt es unterschiedliche Modelle:
- Familieninterne Nachfolge: Übergabe an Kinder oder andere Familienmitglieder. Vorteil ist die enge Bindung zum Unternehmen. Dieses Modell eignet sich besonders für traditionsreiche Familienbetriebe.
- Management-Buy-out (MBO): Übernahme durch das bestehende Management. Die Nachfolger kennen das Geschäft, Mitarbeiter und die Kunden – das sichert Kontinuität. Häufig muss jedoch externes Kapital aufgenommen werden. Geeignet ist dieses Modell für Unternehmen mit qualifizierten, loyalen Führungskräften.
- Management-Buy-in (MBI): Übernahme durch externe Führungskräfte. Vorteilhaft um frische Impulse einzubringen. Gleichzeitig besteht das Risiko von Akzeptanzproblemen beim Personal oder kulturellen Brüchen. Das Modell eignet sich, wenn intern kein Nachfolger zur Verfügung steht.
- Verkauf an Dritte: Veräußerung des Unternehmens an externe Käufer. Dieses Modell kann finanziell lukrativ sein, setzt jedoch eine professionelle Vorbereitung und gezielte Käufersuche voraus – häufig mit Unterstützung von Beratern.
- Stiftung: Überführung des Unternehmens in eine Stiftung zur Sicherung des Lebenswerks. Geeignet für Unternehmer, die ihr Lebenswerk ohne familiäre oder wirtschaftlich orientierte Nachfolge erhalten wollen. Dieses Modell erfordert allerdings umfangreiche rechtliche und steuerliche Beratung. Oft ist der Aufwand sehr hoch.
Hilfe von der Sparkasse
Die Sparkassen unterstützen bei diesem komplexen Thema auf mehreren Ebenen – mit einem strukturierten und individuellen Prozess:
- Persönliche Nachfolgeberatung
Der Einstieg beginnt meist mit einem vertraulichen Beratungsgespräch. Die Sparkasse hilft, sich mit den zentralen Fragen auseinanderzusetzen: Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Ausstieg? Kommt eine Nachfolge innerhalb der Familie infrage? Gibt es Kandidaten im Betrieb? Und: Soll die Firma verkauft, verpachtet oder stufenweise übergeben werden?
Die Beraterinnen und Berater der Sparkasse bringen hier nicht nur betriebswirtschaftliche Kompetenz ein, sondern kennen auch regionale Märkte, Strukturen und Ansprechpartner. Ziel ist es, ein individuell passendes Nachfolgemodell zu entwickeln.
- Unternehmensbewertung und Vorbereitung auf die Übergabe
Ein zentraler Schritt im Nachfolgeprozess ist die realistische Bewertung des Unternehmens. Die Sparkasse unterstützt dabei, den Unternehmenswert zu ermitteln – anhand von Kennzahlen wie Umsatz, Ertragskraft, Marktposition und Zukunftsperspektiven. Auch immaterielle Werte wie Kundenstamm, Know-how oder Patente werden berücksichtigt. Gleichzeitig hilft die Sparkasse, Prozesse zu dokumentieren, Risiken zu minimieren und eine klare Eigentümerstruktur zu schaffen.
- Eigentliche Nachfolgersuche
Dank ihrer tiefen Verwurzelung in der Region verfügen die Sparkassen über ein Netzwerk an potenziellen Nachfolgern. Sie nutzen ihre lokalen Kontakte, um geeignete Kandidaten zu identifizieren und den Kontakt herzustellen. Dies kann durch persönliche Empfehlungen, Veranstaltungen oder gezielte Ansprache erfolgen.
Die Erwerbskandidaten werden genau unter die Lupe genommen. Gerade für Familienunternehmer ist neben den Zahlen das Bauchgefühl entscheidend. Vielen Verkäufern ist wichtig, dass der Standort erhalten bleibt und die Mitarbeiter übernommen werden.
Eine wichtige Rolle bei der Suche spielt Deutschlands größte Unternehmensbörse Nexxt-change. Als offizieller Partner der Plattform bringt die Sparkasse Übergebende und Übernehmende zusammen. Unternehmer können kostenlos ein anonymisiertes Profil ihres Unternehmens veröffentlichen – oder selbst nach geeigneten Nachfolgebetrieben suchen.
Nexxt-change hat rund 800 Regionalpartner. Die Börse wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, der KfW Bankengruppe, Kammern und Banken betrieben. Seit ihrer Gründung im Jahr 2006 wurden bereits über 10.000 Unternehmensübergaben über die Online-Börse vermittelt.
- Finanzierung der Nachfolge
Die Sparkasse prüft individuelle Finanzierungsmodelle – etwa durch:
- klassische Investitionsdarlehen
- öffentliche Förderprogramme wie den KfW-Unternehmerkredit oder ERP-Kapital für Gründung
- Bürgschaften oder Beteiligungen durch Sparkassenbeteiligungsgesellschaften
- schrittweise Beteiligungen über mehrere Jahre.
Dabei steht nicht nur die finanzielle Machbarkeit im Mittelpunkt, sondern auch die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells und die Qualifikation der Nachfolgeperson.
- Vermögensmanagement
Für Unternehmer, die ihre Firma erfolgreich übergeben haben, stellt sich die Frage: Was tun mit dem Verkaufserlös? Die Vermögensberatung der Sparkasse bietet Lösungen zur Altersvorsorge, steuerlichen Optimierung oder Nachlassregelung. Auf Wunsch können auch Stiftungsmodelle oder gemeinnützige Engagements besprochen werden.
Nicht den Aufwand unterschätzen
Wichtig: Eine Standardlösung für den Unternehmensverkauf gibt es nicht. Das Thema ist so individuell wie die Unternehmen und ihre Inhaber. Vor allem die Vorbereitung der Übergabe und der eigentliche Vermarktungsprozess verschlingen viel Zeit. Oft unterschätzen Unternehmen, was für ein Aufwand neben der operativen Tätigkeit anfällt. Allein die Verkaufsphase dauert meist 6 bis 18 Monate.
Fotos: Adobe Stock, S-Communication