Mit der Predigtstuhlbahn auf romantische Zeitreise

Die Predigtstuhlbahn in Bad Reichenhall ist die älteste derzeit in Betrieb befindliche Seilbahn der Welt. Wer mit ihr fährt und dem Restaurant auf dem Berg einen Besuch abstattet, erlebt eine Zeitreise in die 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Im Interview erläutert Geschäftsführer Stephan Semmelmayr, warum man sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen sollte. Und so ganz nebenbei kann man auch vom S-Cashback-Vorteil profitieren.

Stephan Semmelmayr. Foto: privat

S-Vorteilspartner-Magazin: Welche Bedeutung hat die Predigtstuhlbahn für Bad Reichenhall?​
Stephan Semmelmayr: Es ist nicht nur irgendeine Bergbahn, sondern die älteste im Originalzustand im Betrieb befindliche Bergbahn der Welt. Seit fast 100 Jahren fahren wir mit dem Originalmotor, die Originalgondeln und das Originalbetriebskonzept. Alles wird natürlich bestens gepflegt und regelmäßig geprüft, denn die Sicherheit steht an erster Stelle. Unsere denkmalgeschützte Bahn fährt seit 1928, also seit fast 100 Jahren – und soll auch unverändert weiterfahren.

Die Predigtstuhlbahn ist seit ihrer Inbetriebnahme unfallfrei. Wie schaffen Sie das?​
Die Bahn wird von den Behörden so gründlich geprüft wie ein Flugzeug. Zweimal im Jahr machen wir eine gründliche Revision; anschließend kommt der TÜV vorbei und nimmt uns ausgiebig unter die Lupe.  Er stellt dann jedes Mal fest, dass wir in einem besseren Zustand sind als viele moderne Bahnen. Das ist für uns immer ein Ritterschlag.

Das Betriebskonzept war 1928 revolutionär, oder?
Ja! Vorher hatte man vereinfacht gesprochen umgedrehte Eisenbahnwaggons genommen und an Seile gehängt. Die waren lang, schmal und windanfällig. Unsere Bahn hat zwölf Ecken, ist aerodynamisch geformt. Das hat damals für Aufsehen gesorgt! Wir waren die erste Bahn, die mit diesem modernen Konzept unterwegs war. Und das ist auch heute noch State-of-the-Art! Alle Bahnen, die nach uns gebaut wurden, haben im Prinzip das gleiche Konzept.

Aber unter der Oberfläche hat sich die Technik doch sicher weiterentwickelt, oder?
Wir fahren mit der alten Technik. Zusätzlich hinzugekommen ist allerdings modernste Elektronik, die im Notfall die Steuerung übernehmen würde. Das muss sie aber nur genau zweimal im Jahr machen – und zwar dann, wenn der TÜV sie überprüft.

Wanderer auf dem Predigtstuhl haben einen herrlichen Blick auf Bad Reichenhall. Foto: Berchtesgadener Land Tourismus GmbH

Könnten Sie uns die wichtigsten technischen Daten der Predigtstuhlbahn nennen?​
Die Höhendifferenz beträgt rund 1100 Meter. Die Fahrdistanz ist rund 2,5 Kilometer, die wir in gut acht Minuten zurücklegen. Die höchste Stelle ist fast 200 Meter über Grund. Es gibt drei Stützen; zwischen Stütze 1 und 2 liegt ein fast einen Kilometer langes Spannfeld – das war lange Zeit Weltrekord.  Zur damaligen Zeit hatte man bei Bergbahnen allgemein so viele Stützen wie möglich gebaut; wir waren die erste Bahn, die es anders machte. Wir haben die Tragseile nicht an die Stützen gebunden, sondern unten mit zwei 50 Tonnen schweren Gewichten beschwert, die sich in einem zehn Meter tiefen Schacht befinden. Dadurch waren die Seile immer auf Spannung. Bei anderen Bahnen hingen die Seile durch, was den Verschleiß enorm beförderte. Unser Konzept ist heute Standard!

Wie viele Menschen können Sie befördern?
Wir haben zwei Gondeln, die 25 Leuten Platz bieten. Aufgrund des Alters fahren wir aber nur mit 15 bis 18 Personen, weil es das Material schont und die Fahrt angenehmer ist. Alle Mitarbeiter lieben ihre Bahn und gehen deswegen auch schonend mit ihr um.

Damals war die Bahn eine Touristenattraktion, die ja auch Bad Reichenhalls Ruf prägte. Ist sie auch heute noch ein Touristenmagnet?
Ein Stück weit schon. Allerdings: Wir befördern nur 100 Leute pro Stunde. Moderne Bahnen schaffen 2000 bis 4000. Aber alles, was knapp ist, ist natürlich noch begehrter. Vor allem: Wir bieten den Leuten ein Bergerlebnis wie 1928 – mit unserem Restaurant im ehemaligen Berghotel mit seiner mit Kaffeeterrasse. Man kommt sich im Restaurant vor wie auf einer Zeitreise und fragt sich beim Betreten, wo sitzt Heinz Rühmann, wo sitzt Luis Trenker? Manche Leute reden dann ganz leise, weil sie richtig ehrfürchtig werden.

Blick auf die Bergstation samt Hotel und Terrasse. Foto: Claudia Gregor

Zur Bergbahn gehört neben dem Bergrestaurant mit Café auf dem Predigtstuhl noch eine Almhütte, oder?
Genau; die Almhütte wurde Anfang der 50er-Jahre gebaut als Wärmestube für die deutschen Skifahrer. Das Hotel wurde zu der Zeit noch von den Amerikanern als Recreation Center für ihre Soldaten genutzt. Die deutschen Besucher durften zwar mit der Bahn fahren, aber nicht im Hotel wohnen und essen. Deswegen hat die amerikanische Militärverwaltung die Erlaubnis für den Bau einer Wärmestube erteilt, wo sich die deutschen Skifahrer ein bisschen aufwärmen und einen warmen Tee trinken konnten. Jetzt gibt es dort alpentypische Schmankerl wie Kaspressknödelsuppe.

Wie weit die sie Almhütte vom Restaurant entfernt? 
Nicht weit, weniger als 20 Minuten zu Fuß. Die Strecke ist auch nicht steil und sehr gepflegt, man kann sie sehr leicht bewältigen. Selbst Max Aicher, unser 91-jähriger Eigentümer, fährt da jeden Sonntag rauf, mit Anzug und Krawatte, und kehrt im Restaurant und der Alm ein.

Die Bahn ist in Privatbesitz?
Genau, sie gehört einem Unternehmer aus Freilassing, der unter anderem mehrere Stahlwerke und Baufirmen in Europa besitzt. Er ist in Bad Reichenhall in den 50er-Jahren zur Schule gegangen, hat hier Abitur gemacht und ist in seiner Jugend oft mit unserer Bahn auf den Berg gefahren, um dort Skifahren zu gehen!

Kann man auch heute noch dort Skifahren?
Wir waren bis 1994 ein Skigebiet. Danach war der Skibetrieb leider nicht mehr rentabel. Heute führen Autobahnen bis ins letzte österreichische Tal – und die haben ganz andere Flächen als wir. Es ist ein bisschen wie bei New York: Das war vor hundert Jahren auch der Prototyp der Großstadt – und heute gibt es 20 Städte mit höheren Wolkenkratzern. Wir waren damals auch der Prototyp eines Skigebiets, wurden aber von anderen Skigebieten überholt.

Nur wenige Gehminuten von der Bergstation der Prdigtstuhlbahn entfernt steht die Almhütte Schlegelmulde. Foto: Berchtesgadener Land Tourismus

Fährt also dort keiner mehr Ski?
Die Talabfahrt von früher ist heute nicht mehr richtig zu befahren, weil es dort einen starken Baumwuchs gibt. Der Weltrekord für die Strecke liegt bei 6.34 Minuten, aufgestellt 1934. Ich habe aber meine Tourenski immer oben stehen und wenn schöner Schnee liegt, fahre ich auch. Das ist der Zusatznutzen meines Jobs. Ab und zu fahren auch ein paar Einheimische, aber es ist kein Anfängergebiet, man muss schon was können.

Wie viele Menschen befördern Sie im Jahr und was kostet die Fahrt?
Zwischen 50.000 und 60.000 Personen. Die reguläre Berg- und Talfahrt kostet 54 Euro, zudem bieten wir besondere Schmankerl-Tickets an für 65 Euro, bei denen ein Essensgutschein für 20 Euro für die Alm und das Restaurant inklusive ist. Wir sind nicht die billigste Bahn, aber wir bieten den Besuchern ein besonderes Erlebnis: viel intimer und mit viel mehr Atmosphäre als andere Bahnen. Das Essen ist übrigens sehr empfehlenswert – und die Atmosphäre im Restaurant ist Fine Dining im Stil der 20er-Jahre, mit entsprechendem Service.

Woher kommen die Gäste?
Die meisten kommen aus Deutschland. Zudem entdecken uns auch immer mehr Österreicher. Dazu kommen noch die Bergbahn-Enthusiasten aus der ganzen Welt. Die staunen über das, was dort oben geboten wird.

Im Bergrestaurant fühlt man sich in die 20er-Jahre des letztes Jahrhunderts zurückversetzt. Foto: Claudia Gregor

Stimmt es eigentlich, dass die Betriebsleiter der Bahn alleine auf dem Berg übernachten müssen?
Ja, das ist richtig und macht den Betrieb der Bahn nicht ganz günstig, denn wir müssen halt dafür auch Personalkosten zahlen. Oben auf dem Berg ist die Elektrik, die den Betrieb erst ermöglicht. Deshalb muss dort jemand übernachten.

Warum ist das Hotel eigentlich stillgelegt worden? Wäre das nicht heute auch attraktiv?
​Sie werden lachen, ich habe gerade ein Telefonat in der Angelegenheit geführt. Das Hotel war leider irgendwann nicht mehr rentabel und die Ausstattung mit Etagentoilette und Etagendusche nicht mehr zeitgemäß. Heute wäre das sogar wieder vorstellbar, setzt aber dennoch einige Renovierungsarbeiten voraus. Unser Eigentümer Max Aicher möchte, dass wir die Wiedereröffnung des Hotels planen, aber das müssen wir genau durchrechnen.

Da haben Sie schon eine Frage vorweggenommen: Welche Vision haben Sie für die Zukunft der Predigtstuhlbahn?
Ich hoffe, wir können zum 100. Geburtstag der Bahn im Jahr 2028 die Eröffnung feiern! Darüber hinaus wollen wir Führungen hinter die Kulissen anbieten, den Menschen zeigen, wie unsere Bahn funktioniert.

Apropos anbieten: Gibt es aktuell Veranstaltungen oder Angebote für Besucher auf dem Predigtstuhl?​
Wir haben an Wochenenden gerne mal ein Prosecco-Frühstück oder einen großen Brunch. Im Sommer haben wir donnerstags Sundowner: Da fahren wir bis Sonnenuntergang und man kann oben Cocktails im Stil der 20er Jahre genießen, bevor es mit der Bahn wieder runtergeht. Freitags gibt es dann ein Abendmenü bei Sonnenuntergang. Da wäre es natürlich schön, wenn man oben im Hotel übernachten könnte, statt abends um zehn mit der wir Bahn noch heimfahren zu müssen. Dann kann man auch noch einen Wein mehr trinken. Hin und wieder haben wir auch Konzerte, zum Beispiel diesen Sommer eine Matinee mit den Reichenhaller Philharmonikern. Die Konzerte sind aber meist im Mittagszeitraum, denn wir müssen ja unsere Gäste und Musiker auch wieder herunterfahren.

Und die Bahn ist aktuell die einzige Möglichkeit, auf den Berg zu kommen?
Korrekt. Den Kies, den wir benötigen, um alle Wanderwege so perfekt herzurichten, den fliegen wir mit dem Helikopter hoch! Das macht den Kies zum teuersten in Deutschland.

Besonders stimmungsvoll: Ein Besuch bei Sonnenuntergang. Foto: BRM

Kann man nicht die Sessellifte benutzen?
Falls die Bahn einmal stecken bleiben würde oder ein schweres Gewitter den Bahnbetrieb unmöglich machen würde und wir Gäste auf dem Berg haben, dann müssten wir sie mit dem Sessellift ungefähr 300 Höhenmeter nach unten bringen. Dort würden dann Allradbusse die Gäste die restlichen 700 bis 800 Höhenmeter auf einer kleinen Forststraße nach unten bringen. Das ist Teil unseres Sicherheitskonzepts.

Welche Freizeitaktivitäten gibt es rund um den Predigtstuhl?​
Wandern! Das ist das wichtigste. Natürlich auch unser Restaurant und die Alm besuchen. Es gibt auch ein paar Gleitschirmflieger, die dort oben immer wieder mal starten. Es wird einem aber nicht langweilig, obwohl es oben keine Bespaßung im klassischen Sinne gibt, sondern Entschleunigung pur. Es gibt auch ein interessantes Museum mit einem didaktischen Teil zur Geschichte und Funktion der Bahn, aber auch einem emotionalen Teil, der aktuell gebaut wird und am 1. Juli eröffnet wird. Dort stellen wir unter anderem die Geschichte einer legendären Gams aus, die 1934 als Baby dem Betriebsleiter zugelaufen ist. Die ist ihm den Berg herunter gefolgt, wenn er mit Ski ins Tal gefahren ist und dort dann in die Gondel eingestiegen und mit ihm wieder raufgefahren.

Seit wann machen Sie bei S-Cashback, beziehungsweise demnächst Payback, mit?
Ich bin ein Freund von regionaler Zusammenarbeit. Auf dem Berg werden sie kein Bier oder andere Lebensmittel finden, die nicht aus der Region kommen. Natürlich arbeiten wir daher auch mit der Sparkasse Berchtesgadener Land zusammen, denn sie ist das Institut, zu dem unsere Menschen ihr Geld bringen. Auch die Sparkasse hat dieses regionale Denken – und da haben sich zwei Partner zusammengefunden, die gut zusammenpassen. Dass aus S-Cashback jetzt Payback wird, passt uns auch gut, weil wir damit noch mehr Menschen ansprechen können. Ich bin sicher, dass wir gemeinsam ein paar schöne Aktionen machen können. Es ist ein Konzept, bei dem es nur Gewinner gibt.

S-Cashback-Vorteil
S-Cashback-Kunden erhalten bei Zahlung mit einer Sparkassen-Karte (Debitkarte) 1,5 Prozent S-Cashback auf alle Umsätze. Kontakt: Predigtstuhlbahn Bergerlebnis, Max-Aicher-Platz 1, 83435 Bad Reichenhall. Telefon: 08651 96850. E-Mail: info@predigtstuhlbahn.de. Internet: www.predigtstuhlbahn.de

Titelfoto: Thomas Kujat

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