Vor genau 20 Jahren hängten Katja Vogt und ihr Mann ihre Jobs an den Nagel, um komplett umzusatteln. Sie eröffneten in Unna das Refugio – Vinothek und Feinkost-Bistro – und haben es nie bereut. Das Unternehmerpaar war immer offen für neue Ideen, wie man Kunden begeistern kann – und war deshalb gleich beim Start der Kooperation der Sparkassen mit PAYBACK dabei.
Interview: Gunnar Erth

S-Vorteilspartner-Magazin: Ihr Unternehmen ist das Refugio – Vinothek und Feinkost-Bistro. Was kann man bei Ihnen kaufen und essen? Was ist die Unternehmensphilosophie von Refugio?
Katja Vogt: Sie bekommen bei uns alles, was das Leben schöner macht. Ursprünglich wollten mein Mann und ich ein Kaffeebistro eröffnen. Als Diplomkauffrau habe ich in meinem alten Job viele Businesspläne überprüft und irgendwann ausgerechnet, ob sich unsere eigene Unternehmensidee tragen würde. Ich sagte dann meinem Mann: „Das funktioniert nicht. Weißt du eigentlich, wie viel Kaffee man verkaufen muss, um davon leben zu können?“ So beschlossen wir, nicht nur Kaffee zu verkaufen, sondern viel mehr – Wein, Feinkost und sogar die Stühle und Tische, an denen die Bistrogäste saßen.
Das ist ja ein sehr originelles Konzept.
Wir haben immer gesagt, bei uns bekommen Sie alles – bis aufs Personal. Wer Wein bei uns trinkt, kann diesen auch kaufen. Wer ein Gericht aus unserem Bistro nachkochen möchte, kann das Rezept bei uns bekommen oder die Gewürze zu unseren Rezepten kaufen. Das Konzept ist eingeschlagen wie eine Bombe! Es hat aber auch Probleme geschaffen.
Was für Probleme?
Wir haben mal an einem Donnerstag einen Tisch verkauft, der für Freitag reserviert war! Deshalb haben wir eine Etage im Obergeschoss für Möbel und Tischkultur aufgemacht. Unten ist unser Feinkostbistro mit 45 Sitzplätzen sowie 30 Plätzen auf unserer Sonnenterrasse, dann haben wir unten die offene Küche, wo Sie an der Theke auch Antipasti kaufen können – und unser Feinkostgeschäft. Dort können Sie von Oliven über Essige, Öle bis Nudeln alles erwerben, was das kulinarische Herz begehrt.

Was kann man im Obergeschoss bekommen?
Neben Möbeln kann das Tischwäsche sein, Seifen oder schöne Naturkosmetik, um ein paar Beispiele zu nennen. Uns ist wichtig, dass wir ausgefallene Dinge und gute Qualität haben. Etliches davon ist fair gehandelt. Mein Vater war von unserem Konzept nicht überzeugt und meinte, es wäre ein Durcheinander. Ich habe ihm erklärt, dass Frauen anders einkaufen als Männer. Viele Männer gehen zielgerichtet in einen Laden und wissen genau, was sie möchten. Dann kaufen sie zwei identische Hosen, eine blau, eine schwarz – und sind durch fürs Jahr. Frauen stöbern mehr, sie schlendern bei uns durch und sagen: „Schau mal, das wäre doch was für Tante Lili, die hat bald Geburtstag“.
Wie würden Sie Ihr Erfolgsrezept kurz zusammenfassen?
Die drei Schlüsselpunkte sind Kreativität, Qualität, Authentizität. Das sind Kriterien, die für alle Unternehmen wichtig sind. Nicht Geiz ist geil; stattdessen man muss authentisch sein und Qualität verkaufen.
Wie kam es eigentlich zum Namen Refugio? Für wen ist es ein Fluchtort?
Es ist ein Zufluchtsort, für alle schönen Seelen, die abschalten wollen von der Hektik des Alltags. Viele Gäste schätzen unsere gemütliche Wohnzimmeratmosphäre. Es ist, als ob man zu Freunden nach Hause kommt. Wir sind eine Stadtoase in einer kleinen Nebengasse, mitten in Unna.

Sie haben Ihr Unternehmen vor genau 20 Jahren gegründet – im September 2005. Ursprünglich war Ihr Mann Optiker und Sie Diplomkauffrau. Was ist dann passiert?
Es war wirtschaftlich eine schlimme Zeit. Damals übernahmen britische Hedgefonds, regelrechte Heuschrecken, viele deutsche Firmen und zerschlugen sie. Das betraf auch die Firma, bei der ich tätig war und nahm mir die Freude an der Arbeit. Mein Mann war angestellter Optiker und auch er war unzufrieden, da durch eine Krankenkassenreform der Zuzahlungsbetrag für die Brillen deutlich höher wurde und die Bürokratie zunahm. Zudem waren wir damals Eltern geworden, haben uns die Elternzeit geteilt, aber uns außer am Wochenende kaum gesehen. Das ging so nicht mehr weiter. Und so reiften Anfang 2004 die Pläne für unsere Selbstständigkeit.
Um eine Vinothek mit Feinkost und ein Bistro zu eröffnen, mussten Sie sich eine Menge Wissen aneignen. Wie haben Sie das gemacht?
Das stimmt. Anderthalb Jahre haben wir dafür gebraucht. Wir hatten vor der Aufgabe den größten Respekt – zumal wir ja in einer Bierregion leben. Auch vor dem Thema Gewürze hatten wir Riesenrespekt. Wir haben viele Seminare besucht, sind bei Großhändlern und Winzern gewesen. Wir konnten am Anfang nicht einmal bei Weinproben professionell Wein ausspucken. Das muss geübt werden. Dabei wird der Wein im Mund hin- und herbewegt und dann ausgespuckt. Ich hatte beim ersten Mal Angst, meine weiße Bluse dreckig zu machen und den Wein runtergeschluckt. Ein großer Fehler! Aber wir haben gelernt. Beim Besuch unseres ersten Großhändlers haben wir an die 20 Weine probiert. Mittlerweile, wenn wir auf eine Messe fahren, probieren wir mindestens 80 Weine am Tag. Ach ja, was wir auch total unterschätzt haben, war die Gastronomie.

Inwiefern?
Wir wussten nicht, wie eine Gastronomie läuft und haben viel Lehrgeld bezahlt. Ich hatte mir die Küche im Laden eingerichtet wie eine Küche zuhause – mit normalem Backofen und normaler Geschirrspülmaschine. Nach einem halben Jahr haben wir den Laden drei Monate zugemacht und alles umgebaut. Jetzt arbeiten wir mit einer Starkstrom-Spülmaschine, die Geschirr in 91 Sekunden reinigt. Das kommt nicht nur ganz heiß und sauber raus, sondern auch fast schon trocken.
Mit dem Kaufmännischen hatten Sie wahrscheinlich weniger Probleme, oder?
Das Wissen hatte ich. Aber dort hat sich leider in den 20 Jahren viel zum Negativen geändert. Ich verbringe so viele Stunden vor dem Computer, zahle Unmengen für den Steuerberater. Dabei wollte ich ja eigentlich nicht zurück an den Schreibtisch. Meine Passion war immer Kochen und Gäste bewirten!
War das Refugio gleich nach der Eröffnung erfolgreich? Wie haben Sie die Kunden gewonnen?
Das Wichtigste war und ist Mundpropaganda. Denn diese Seitengasse war höchstens eine 2B-Lage. Ich habe mich damals mit unserer Tochter im Kinderwagen in die Gasse gestellt, mit einem Stift in der Hand, und wollte zählen, wie viele Leute hier durchgehen. Den Stift konnte ich gleich wegstecken, denn wenn das drei Leute in einer Stunde war, dann war das viel. Wir haben dieses Ladenlokal, das unten 168 und oben 130 Quadratmeter hat, deshalb auch günstig bekommen. Mittlerweile ist es eine 1B-Lage. Dazu haben wir sie aber erst gemacht.
Warum haben Sie sich denn für diese Lage entschieden?
Ich hatte mich in das Ladenlokal mit seiner breiten Fensterfront und schönen Terrasse verliebt. Deshalb haben wir auch viel Werbung betrieben – und immer wieder mit außergewöhnlichen Aktionen auf uns aufmerksam gemacht.

Wie teilen Sie und Ihr Mann die Arbeit unter sich auf?
Mein Mann leitet den Bereich Getränke und Service, ich den Bereich Küche und Food. Ich schreibe auch die Rezepte – mein Blog im Internet enthält über 500 Rezepte! Den Bereich Handelsware im Obergeschoss managen wir gemeinsam.
Sie haben fast jeden Monat Events. Was sind das für welche und welche Rolle spielen sie für Ihr Unternehmen?
Die sind sehr wichtig. Wir machen Veranstaltungen wie Weinlesungen, Weinseminare, Whisky-Tastings oder auch Krimi-Dinners unter dem Motto „Crime, Wine and Dine“. Dabei können wir richtig unsere Kompetenzen zeigen – das macht großen Spaß. Mein Mann hat sich zum Beispiel mit seinen Whisky-Tastings einen tollen Namen erarbeitet. Wir hatten schon Gäste dabei, die extra aus England angeflogen sind! Bei den Events kann ich auch viel besser auf mein Essen eingehen. Oft sind unsere Gäste dann von Speisen begeistert, die sie sonst nie probiert hätten. Mit dabei ist oft der Schauspieler Stefan Philipiak, der uns mit humorvollen Lesungen schon seit 20 Jahren begleitet. Zu unserem 20-jährigen Jubiläum haben wir eine Sonderveranstaltung mit Stefan.
Sind Ihre Veranstaltungen gut ausgebucht?
Ja, einige Veranstaltungen stehen sogar gar nicht auf unserer Webseite, weil sie sofort ausgebucht sind. Beim Whisky-Tasting ist es oft so, dass die Leute, die dabei sind, an Ort und Stelle das nächste Tasting buchen.

Ihre Speisekarte ist sehr reichhaltig. Gibt es daneben auch eine Tageskarte?
Wir haben tatsächlich aktuelle wechselnde Gerichte. Wir nennen das Tageskarte, aber eigentlich ist es flexibler. Ich koche immer ungefähr 20 Portionen. Und wenn die aus sind, dann gibt es etwas Neues. Es kann aber auch sein, dass wir diese Speisen zwei oder drei Tage lang anbieten. Ein Beispiel: Heute haben wir als Vorspeisen eine kalte Gemüsesuppe oder gegrillte Champignons mit würzigem Dip – in veganer Variante, das ist uns wichtig. Als Hauptgericht haben wir Kichererbsen-Curry mit Kokosmilch und Basmati-Reis, ein veganes Butter Chicken und Ossobuco, also eine geschmorte Kalbshaxenscheibe mit Kartoffel-Möhren-Gemüse, mit Tonkabohne und Butter gedünstet.
Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Regionalität?
Regionalität und Nachhaltigkeit sind schon immer ein großes Thema bei uns gewesen. Wir haben hier zum Beispiel noch nie eine einzige Plastiktüte gehabt. Wir hatten schon vor 20 Jahren Papiertüten aus Recyclingpapier und dafür noch nie Geld genommen. Wir haben als erste Gastronomen in Unna auch ein Mehrweg-Pfandsystem für Take-Away-Verpackungen eingeführt, als das noch kein Gesetz war. Regionalität ist ebenso ein großes Thema – etwa bei der Wahl unserer Anbieter für frisches Obst und Gemüse. Wann immer es geht, nehmen wir regionale Ware. Auf Regionalität setzen wir auch bei Getränken. Es gibt so gutes Mineralwasser hier, warum sollte man da italienisches Wasser über die Alpen kutschieren? Und Statt Coca-Cola verwenden wir künftig Sinalco, die produzieren in Duisburg.
Kommt die Regionalität beim Wein nicht an ihre Grenzen?
Von den 100 Weinsorten in unserem Sortiment sind vielleicht sechs außereuropäische Weine. Die meisten sind aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Portugal.

Sie bieten auch Geschenkpakete im Feinkostbereich an. Was können Sie dazu sagen?
Die Geschenkkörbe sind insbesondere zu Weihnachten sehr beliebt – da hat sich unsere Qualität sehr herumgesprochen. In der Zeit stehen wir mit zusätzlichem Personal im Laden und packen schon mal bis tief in die Nacht. Und wehe, wir vergessen mal, einen Aufkleber darauf zu machen! Dann kommen die Kunden zurück und verlangen den Refugio-Aufkleber. In der Coronazeit haben uns die Geschenkkörbe übrigens das Überleben gesichert.
Wie war das?
Da haben wir die Stühle und Tische zusammengeschoben und hunderte von Geschenk- und Präsentkörben gemacht. Damals konnten ja auch keine Weihnachtsfeiern stattfinden. Viele Unternehmen haben deshalb ihren Mitarbeitern Präsentkörbe von Refugio geschenkt. Außerdem sind damals unsere digitalen Veranstaltungen sehr gut gebucht worden. Unsere Weinproben oder unsere Seminare haben wir tatsächlich über Zoom-Meetings angeboten! Das ist ganz toll angenommen worden – auch zum Beispiel für virtuelle Geburtstagsfeiern und Junggesellenabschiede.
Wie funktionieren denn solche Events per Video?
Wir haben Wein und Speisen wie Knabbergebäck, Käse und Oliven verpackt und zu den Geburtstagsgästen geschickt. Über Zoom haben wir sie dann mit den Gästen gemeinsam geöffnet und etwas dazu erzählt. Im Laufe der virtuellen Feier haben mein Mann und ich uns dann verabschiedet und die Leute haben weitergefeiert. Das ist super angenommen worden. Dank solcher Angebote war uns nie langweilig und wir konnten alle Mitarbeiter trotz Corona halten.

Wie viel Personal haben Sie heute?
Unser Team besteht aus 18 Personen. Davon sind allerdings die meisten Teilzeitkräfte und es gibt einige Minijobber.
Wer sind die typischen Gäste und Kunden?
Vor Corona lag der Altersschnitt bei 60 Jahren, die jüngsten Gäste waren etwa 40. Als Corona kam, habe ich mir Gedanken gemacht, wie man ein jüngeres Publikum ansprechen kann und meine Speisekarte umgestellt. Mehr Bowls, mehr asiatische Gerichte oder auch Speisen im Stil des israelischen Spitzenkochs Ottolenghi – er ist für mich der Papst unter den Köchen. Seit damals haben wir auf unserer Tageskarte immer mindestens ein veganes Gericht, inklusive Vorspeise, Hauptgericht und Dessert. So konnten wir das Durchschnittsalter um 10 bis 15 Jahre senken.
Muss man bei Ihnen im Voraus buchen, um sicher einen Tisch zu haben?
Ja, definitiv. Samstags und freitags sind wir immer ausgebucht. Im Sommer ist es anders, weil wir auf der Terrasse nicht reservieren.

Was bedeutet die Zusammenarbeit mit der Sparkasse und dem Cashback- beziehungsweise PAYBACK-Programm für Sie? Sie sind ja schon seit 2020 Vorteilspartner.
Die Sparkasse ist ein lokal tief verwurzeltes Unternehmen, das unglaublich viel für unsere Stadt und ihre Bürger tut. Ganz viele unserer Gäste sind Sparkassenkunden. Für mich als Unternehmerin ist das Vorteilsprogramm sinnvoll, weil ich damit vielen Kunden einen kleinen Obolus zurückgeben kann. Unser Kartenlesegerät steht direkt auf der Theke. Ich sage jedem Kunden, der mit der markanten roten Karte oder seiner Sparkassen-Kreditkarte zahlt, dass er etwas aufs Konto zurückbekommt. Das kommt gut an! Aber viele kennen S-Cashback gar nicht, da muss ich oft etwas erklären.
Das wird mit PAYBACK ja jetzt anders.
Mit PAYBACK wird es noch besser, denn das kennen alle. Da muss ich nichts erklären. Denn diese Punkte sammelt jeder gern. Die Kooperation der Sparkasse mit PAYBACK ist daher für mich die perfekte Symbiose. Das unterstütze ich gerne und nehme das Positive für mich als Händler gerne mit. Ich finde es auch sehr praktisch, die Punktzahl für bestimmte Produkte variieren zu können.
Ihr Vorteil
Refugio – Vinothek & Feinkost-Bistro. Adresse: Flügelstraße 9, 59423 Unna. Telefon: 02303 592739. Internet: www.refugio-unna.de. Vorteil: 0,5 Prozent Cashback beziehungsweise 1 PAYBACK-Punkt pro 2 Euro Umsatz.