Modelabel wunderwerk: „Unser Anspruch ist mehr als nur bio“

Das Düsseldorfer Modelabel wunderwerk stellt eigene Kollektionen nachhaltig her, lässt in Europa fertigen und bietet sie online, in eigenen Filialen und ausgewählten Modegeschäften an. Im Interview erläutert der Gründer Heiko Wunder, warum für ihn umweltfreundliche Materialien und schonende Produktionsprozesse so wichtig sind – und warum er die PAYBACK-Kooperation der Sparkassen begrüßt.

Heiko Wunder

Frage: Wie kam es zur Gründung von wunderwerk?
Heiko Wunder: Ich bin seit langem in der Bekleidungsindustrie tätig. Angefangen habe ich auf zahlreichen Modemessen und mit einer Ausbildung bei Steilmann, damals größter Konfektionär in Europa. Später war ich auch für Unternehmen wie Stones, Esprit, O’Neill und Vanilia tätig. Bei meiner Arbeit bin ich früh mit den Produktionsstätten in Fernost in Berührung gekommen.

Die waren sicher nicht immer gut, oder?
Es ist absoluter Wahnsinn, wie dort konventionelle Baumwolle angebaut und Kleidung produziert wird. Pro Kilo Baumwollernte werden etwa 900 Gramm Pestizide verwendet. Die Fasern sind komplett vergiftet. Und das ist nur der Rohstoff. Auch die spätere Behandlung mit Chemikalien ist gesundheits- und umweltschädlich. Das fördert Allergien und andere Krankheiten. Das war der Auslöser für meinen Beschluss, bessere Mode herzustellen.

Was haben Sie konkret vor Ort erlebt?
Bei einem Denim-Wäscher in China war plötzlich der Chefwäscher nicht mehr da. Man sagte mir, der ist gestorben – mit 45 Jahren. Die Bedingungen in den meisten Betrieben sind furchtbar. Wer da reingeht, will wegen des Chemikaliengeruchs sofort wieder raus. Und die armen Mitarbeiter laufen da barfuß zwölf Stunden am Tag herum. Es gibt zwar Maskenpflicht und andere Maßnahmen, aber bei Temperaturen von über 40 Grad und schlechtem Licht in den Hallen tragen die meisten keine Masken. Viele bekommen Krebs und sterben jung. Natürlich gibt es auch Vorzeigebetriebe, die alles fast perfekt machen, aber in der Masse geht es anders zu.

Und das hat dann den Ausschlag gegeben, dass Sie gesagt haben: „Ich kann das besser machen“?
Ja, schließlich hat jede Modemarke, jede Firma eine Verantwortung. Bei der Nachhaltigkeit ist der Sozialaspekt genauso wichtig wie der ökonomische und ökologische. Wenn ich etwas produziere, dürfen die Beschäftigten und die Umwelt nicht darunter leiden. Wir tragen Verantwortung im wahrsten Sinne.

Und Sie setzen komplett auf einen ökologischen Ansatz.
Absolut. Ich wollte nicht einfach nur Biobaumwolle verwenden, wie das manche tun. Sondern ich wollte eine Marke gründen, die komplett nachhaltig und auch regional produziert.

Wann haben Sie angefangen, Ihre Firma aufzubauen?
2010 fing es an und 2011 war es schon sehr konkret – etwa mit Lieferantenreisen. Der 10. Oktober 2012 war dann der erste offizielle Arbeitstag im neuen Unternehmen.

Hatten Sie immer schon vor, Unternehmer zu werden?
Ich wusste nach dem Abitur nicht, was ich studieren wollte, weil ich an vielen Dingen interessiert war: Medizin, Ökotrophologie und Modedesign. Deshalb machte ich erst einmal eine kaufmännische Ausbildung bei Steilmann in Bochum als Grundlage. Ernährungswissenschaften und Medizin blieben bis heute als Hobby. In unseren Filialen gibt es deshalb auch Produkte wie nachhaltige Nahrungsergänzungsmittel und Nuss-Nougat-Creme sowie hochwertiges Olivenöl zu kaufen – alles in Bioqualität und lecker. Da habe ich denselben hohen Anspruch wie bei unserer Kleidung.

Apropos Anspruch: Ihr erster Slogan lautete „More than organic“. Worauf bezieht sich das genau? Materialien, Wasser- und Energieverbrauch, Chemikalieneinsatz?
Auf alle drei. „More than organic“ heißt ja auf Deutsch „mehr als Bio“. Warum ist das uns wichtig? Weil Bio alleine nicht ausreicht. Wenn ich Biobaumwolle kaufe und die mit giftigen Farbstoffen färbe, dann hat sich das Thema Bio erledigt. Auch beim Bleichen, Weichmachen oder Ausrüsten werden in unserer Branche zu viele Schadstoffe verwendet. Wir sind eine von wenigen Marken, die es besser machen.

Ich habe gelesen, dass Sie bei der Jeans-Herstellung nur einen Bruchteil der Wassermenge verbrauchen, die in der Branche üblich ist. Wie schaffen Sie das?
Erstens, wir bleichen mit Ozon und nicht mit Chlor. Wir haben einen Lieferanten, der in die entsprechenden Maschinen investiert hat. Der Vorgang findet in einem geschlossenen Raum statt und das Ozon wird danach in Sauerstoff umgewandelt. Dabei wird kein Wasser verbraucht, sondern gebraucht. Zweitens, eine Hose wird bei der Produktion zwar gewaschen, aber bei uns wird das Wasser in einer geschlossenen Anlage recycelt. Das Recyceln des Wassers ist auch nur möglich, weil wir keine Gifte einsetzen. Dadurch verbrauchen wir bei Waschungen etwa 0,7 bis zehn Liter anstelle von 30 bis 160 Litern pro Jeans.

Wo sitzen denn Ihre Lieferanten und wie kontrollieren Sie, dass es nach Ihren Wünschen läuft?
Wenn man lange in der Branche tätig ist, dann kennt man die vier bis fünf Prozent der Lieferanten, denen nachhaltige Produktion wichtig ist. Unser Jeans-Lieferant zum Beispiel sitzt in Tunesien. Das ist eine schwäbische Familie, die in dritter Generation dort tätig ist. Ich hatte im Gespräch angeregt, dass es viel besser ist, Baumwolle ohne Pestizide zu verwenden und sie ökologisch weiterzuverarbeiten. Er hat dann entsprechend investiert und dadurch auch andere wichtige Kunden gewonnen. Er ist für große Unternehmen tätig, die einen ISO-Standard fordern. Da sind die Ansprüche noch höher als beispielsweise beim GOTS-Standard, einem wichtigen Textilverarbeitungsstandard für Biofasern.

Haben alle Dienstleister Ihren Anspruch verstanden?
Besonders zu Beginn musste ich viel Überzeugungsarbeit leisten. Ein Kooperationspartner meinte, wieso nimmst du denn Biobaumwolle, die ist doch viel teurer. Nimm doch normale. Ich habe es ihm dann erklärt. Er fand das auch toll, meinte dann aber: nimm doch trotzdem normale Baumwolle. Es war schon mühsam.

Aber es hat ja funktioniert und für Ihren Anspruch sind Sie ja auch ausgezeichnet worden.
Richtig. Wir sind eine Modemarke, keine Ökomarke. Aber wir haben auch Preise gewonnen, hinter der sämtliche Ökomarken hinterher sind. Wie zum Beispiel 2014 den Bundespreis Eco Design. Den hat uns die damalige Umweltministerin Barbara Hendricks verliehen. Das war für uns eine große Sache. Auch den Modebusiness-Award, den Peta-Award oder den Otto-Nachhaltigkeitstar-Award haben wir erhalten.

Stimmt es, dass Sie fast nur mit Unternehmen aus Europa kooperieren?
Wir arbeiten fast nur mit Firmen aus der EU und Tunesien. Ein paar Alpaka-Pullover stammen auch aus Peru. Das ist aber kein Vergleich zu der Zahl der Jeans oder T-Shirts, die wir herstellen. Ein großer Vorteil ist, dass wir durch die regionale Produktion die Lieferkette viel besser kontrollieren können, auch das meiste Zubehör wie Knöpfe ist lokal. Es ist auch angenehmer als die früheren Touren nach Asien – einmal im Monat hinfliegen, um 7 Uhr landen, in Hongkong abgeholt werden, direkt in die Produktion zu fahren, drei Tage vor Ort und dann wieder zurück, dabei 15 Lieferanten besuchen… Das muss man erstmal wegstecken. Nach Hongkong ist man elf Stunden unterwegs, nach Griechenland nur drei.

Arbeiten Sie auch mit deutschen Firmen zusammen?
Ja, zum Beispiel für Knöpfe und Reißverschlüsse. Die Knöpfe kommen zum Beispiel aus Wuppertal und Aschaffenburg. Wenn die Muster fertig sind, fahre ich einfach schnell rüber. Nach zehn Jahren Kooperation kann man vieles auch am Telefon klären.

Kann man Ihre Mode optisch von herkömmlich produzierter Ware unterscheiden?
Nein, das kann man nicht sehen. Man kann es aber riechen.

Riechen?
Gehen Sie mal in einen Fast-Fashion-Laden, da riechen Sie die Chemie schon beim Betreten. Nehmen Sie sich da eine Jeans, am besten eine hell ausgewaschene, legen die Nase daran und atmen Sie tief ein. Der Unterschied zu unserer Ware ist riesig.

Wie hat sich Ihr Unternehmen seit den Anfängen entwickelt?
Wir sind mit vier Mitarbeitern gestartet und sind sukzessive immer größer geworden. Angefangen haben wir im B2B-Geschäft und rund 200 Händler in Europa beliefert. 2013 startete unser Online-Shop und 2014 kam die erste eigene Filiale direkt an unserem Stammsitz in Düsseldorf hinzu. Wir expandierten dann immer weiter: ein Laden in Frankfurt, zwei in Berlin, einer auf Sylt… Vor Corona hatten wir sechs Läden und über 35 Mitarbeiter. Leider haben die Krise und die Maßnahmen unserem Geschäft geschadet.

Wie das?
Nicht nur, dass immer mehr Leute online bestellten: Durch die hohe Inflation in der Zeit hielten sich viele Kunden komplett mit Käufen zurück. Darunter hat der ganze Bekleidungshandel gelitten. Wir haben deshalb einige Filialen geschlossen und heute nur noch etwa 15 Mitarbeiter.

Wo kann man Ihre Mode heute bekommen?
Vor allem in unseren drei Filialen und online. Unser Hauptgeschäft ist am Firmensitz in Düsseldorf. Dazu haben wir noch Geschäfte in Kempen und Nettetal. Vom B2B-Geschäft haben wir uns auch weitgehend verabschiedet, weil zu viele Händler eine sehr schlechte Zahlungsmoral haben. Wir beliefern nur noch wenige ausgewählte Modegeschäfte. Die Zahlungsmoral im Onlinegeschäft besser.

Ihre Mode ist im höheren Preissegment angesiedelt, oder?
Ich würde sagen, dass wir für unsere Qualität ein sehr günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Unsere Jeans sind vielleicht zehn Euro teurer als viele Markenjeans, dafür aber nachhaltig produziert. Und auch höherwertiger. Viele Marken stellen Knöpfe aus Plastik mit Blechüberzug her. Ein Desaster beim Recycling. Bei uns bestehen Metallknöpfe vollständig aus Metall.

Wer ist denn Ihr typischer Kunde?
Unser Hauptkunde hat einen relativ hohen Bildungsgrad und ist zwischen 35 und 55 Jahre alt. Es gibt auch viele jüngere, aber da ist leider oft der Preis etwas zu hoch, wenn noch kein Einkommen besteht.

Wie entsteht denn bei Ihnen eine neue Kollektion?
Unser Designteam in Düsseldorf macht vier Kollektionen im Jahr. Wir analysieren genau, wie unsere Ware im Vorjahr im Abverkauf gelaufen ist. Welcher Style, welche Farbe. Natürlich verfolgen wir auch, was die Trendinstitute sagen – und wir haben unsere eigene Erfahrung.

Was heißt das?
Wenn Marke XY auf einmal ein blaustichiges Pink herausbringt und zehn Influencerinnen damit herumlaufen, müssen wir uns die Frage stellen, ist die Farbe cool? Passt die gut zu uns? Sieht die gut an unseren Kunden aus? Wenn ja, dann sollten wir das probieren. Aber wir springen nicht auf jeden Trend auf. Denn wenn der vorbei ist, wird man die produzierte Ware nicht los. Wir setzen deshalb gern auf Farben, die sich längerfristig durchsetzen. Bei Mint war es in den letzten fünf Jahren so.

Was ist denn aktuell besonders gefragt?
Was die Silhouetten betrifft, kann man alles tragen. Gerade bei Frauen kann man keinen eindeutigen Trend ausmachen. Beim Mann ist es etwas einfacher. Da geht die Tendenz von der Skinny weg zu einer geraden Hose, aber nicht zu einer ganz weiten unbedingt. Das ist nur bei den Unter-18-Jährigen gefragt. Die stärksten Farben sind aktuell Marine und Beige – und auch Weinrot ist sehr gefragt. In den letzten Jahren ist auch Lindgrün im Trend.

Wie machen Sie Ihre Kunden auf Ihre Mode aufmerksam?
Wir haben sehr gute Newsletter, in denen wir auch Dinge wie die Herstellung und den Lebenszyklus unserer Mode erklären. Wichtig ist aber vor allem, dass wir unsere Ware ansprechend präsentieren. Bilder sind dabei viel wichtiger als Text, vor allem, da Newsletter meist auf dem Handy gelesen werden. Wir haben uns da von echten Profis beraten lassen und einen guten eigenen Weg gefunden, der gut bei unserer Zielgruppe ankommt. Newsletter helfen uns sehr, Kunden immer wieder zu begeistern und zu halten. Auch von der Sparkassen-Kooperation mit PAYBACK erwarte ich übrigens eine ganze Menge.

Sie sind ja auch einer der ersten Händler gewesen, die bei der PAYBACK-Kooperation der Sparkassen mitmachen.
Es gibt ganz viele PAYBACK-Kunden, die auch unsere Kunden sind. Deshalb haben wir mehrere Aufsteller und Aufkleber im Kassenbereich, die auf PAYBACK aufmerksam machen. Es ist einfach ein sehr weit verbreitetes, erfolgreiches und sympathisches Programm. Und alle Seiten profitieren davon, vor allem die Endverbraucher, zumal es auch immer tolle Prämien gibt. Vor allem finde ich praktisch, dass man automatisch beim Zahlen mit der Sparkassenkarte die Punkte bekommt, denn man hat nicht immer Lust, die PAYBACK-Karte rauszukramen.

Ihr Vorteil

PAYBACK-Kunden erhalten 1 Punkt pro 2 Euro Umsatz beim Zahlen mit der Sparkassen-Card. S-Cashback-Kunden erhalten entsprechend 0,50 Prozent Cashback auf alle Umsätze. Kontakt:

  • wunderwerk Düsseldorf-Unterbilk, Lorettostraße 10, 40219 Düsseldorf
  • wunderwerk Kempen, Peterstraße 14, 47906 Kempen
  • wunderwerk Nettetal, Klostergasse 1-3, 41334 Nettetal
  • Internet: wunderwerk.com

Fotos: PR

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